Was sind Schulabschlüsse?
Zum Ende der Ausbildung an einer allgemeinbildenden Schule wird dies mit dem Abschluss dokumentiert.
In den meisten Fällen wird der Erfolg der Ausbildung durch eine Prüfung verifiziert. Im deutschen und in den meisten internationalen Bildungssystemen dient der Schulabschluss, aber auch später folgende akademische oder berufliche Abschlüsse, einem kategorisierten Leistungsnachweis.
Auf dieser Basis werden Zugänge zu weiterführenden Ausbildungen und Berufen reglementiert. Der erste Schulabschluss kann somit eine weitreichende Weichenstellung für Lebensweg darstellen. Im deutschen Bildungssystem gibt es aber viele Möglichkeiten zur Umorientierung. Dadurch kann speziell die frühe Entscheidung beim Übertritt von der Grundschule in die erste weiterführende Schule vergleichsweise einfach korrigiert werden.
Abschlüsse in Deutschland
Da die Bildungshoheit in Deutschland bei den einzelnen Bundesländern liegt gibt es, im Detail, unterschiedliche Abschlüsse. Grundlegend sind folgende Begriffe übergeordnet gültig:
- Übertritt
Dieser ist kein offiziell anerkannter Abschluss, stellt aber den erfolgreichen Abschluss der Grundschule dar.
Beim Übertritt aus der Grundschule wird ein Zeugnis und eine Empfehlung für die weiterführende Schulart ausgestellt.
Der ggf. spätere Wechsel von einer Schulart zu einer anderen (bspw. vom Gymnasium zur Realschule) wird im Schulwesen ebenfalls als Übertritt bezeichnet. - Mittelschulabschluss
In diversen Varianten und teilweise mit abweichenden Bezeichnungen in den einzelnen Bundesländern. - Mittlerer Schulabschluss
Teilweise unter dem Namen Mittlere Reife. Abschluss einer Realschule und einer Wirtschaftsschule; an der Mittelschule durch M-Zug oder V-Klassen erreichbar. Er ist Voraussetzung für die Aufnahme an Fachoberschulen und Berufsoberschulen. - Fachhochschulreife
Eine allgemeine Fachhochschulreife führt zur Zulassung für ein Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (früher Fachhochschule) und weiteren qualifizierenden Fortbildungsangeboten. - Fachgebundene Hochschulreife
Mit der Fachgebundene Hochschulreife kann wie mit der Fachhochschulreife ein Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften begonnen werden. Sie berechtigt aber auch bestimmte Studiengänge an Universitäten zu beginnen. - Abitur/Allgemeine Hochschulreife
Das Abitur entspricht der Allgemeinen Hochschulreife und ermöglicht die Zulassung zu einem Universitätsstudium.
Die Abschlussnote, aber auch die Wahl der Wahlpflichtfächer, beeinflussen beim Abitur die Zulassungsmöglichkeiten für Studiengänge.
Für die Berufswahl oder den Zugang zu einem bestimmten Studium ist der Schulabschluss meist entscheidend. Die oben genannte aufsteigende Reihenfolge kann in fast allen Fällen so betrachtet werden, dass der jeweils höhere Bildungsabschluss die Möglichkeiten der darunterliegenden beinhaltet.
Viele atypische Karrierewege und vor allem auch die Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges zeigen aber auch, dass es nicht zwingend notwendig ist, einen höchstmöglichen Schulabschluss anzustreben. Der Druck, den sich viele Kinder und Eltern diesbezüglich machen, ist für den weiteren Werdegang sehr oft schädlicher als eine Schullaufbahn, die dem aktuellen Entwicklungsstand und der Situation des Schülers entgegenkommt.
Abschlüsse in Bayern
Im bayerischen Schulsystem existieren vier Gruppierungen für Schulabschlüsse. Innerhalb dieser gibt es unterschiedliche Abschlüsse, die wiederum unterschiedliche Möglichkeiten für ein Studium oder die Berufsausbildung ergeben.
Die nachfolgenden Begriffe entsprechen dem aktuellen Stand (2018) und berücksichtigen vormals verwendete Begriffe wie bspw. die „Volksschule“ nicht.
Abschlüsse der Mittelschule
Die verschiedenen Abschlüsse an einer Mittelschule ergeben individuelle Möglichkeiten zur differenzierten Leistungsbewertung. Dadurch soll der ehemals pauschal praktizierten Abwertung des Hauptschulabschlusses entgegengewirkt werden.
Erfolgreicher Abschluss der Mittelschule – Dieser Abschluss wird nach der neunten Klasse (Jahrgangsstufe) erteilt.
Das Jahreszeugnis der neunten Klasse muss dabei einen Notenschnitt von mindestens 4,0 aufweisen. Die Note 5 darf nicht mehr als drei mal im Zeugnis stehen. Eine Zeugnisnote Sechs wird wie zwei mal Fünf gewertet. Die Note für Sport wird beim Notenschnitt nicht einbezogen.
Für Schüler, die im neunten Schuljahr sind und aus Altersgründen die Mittelschule verlassen müssen gibt es die Option eine Praxis- oder Übergangsklasse zu besuchen. Dort können sie eine theorieentlastende Abschlussprüfung belegen und erhalten bei bestandener Prüfung den „Abschluss der Mittelschule in der Praxisklasse und Übergangsklasse“.
Qualifizierender Abschluss der Mittelschule (Quali)- Diese besondere Leistungsfeststellung bedingt eine schriftliche, praktische und mündliche Prüfung für bestimmte Fächer, die in der Gesamtwertung mindestens einen Notenschnitt von 3,0 ergeben muss.
Mittlerer Schulabschluss an der Mittelschule – Dieser gilt u. a. als Zugangsberechtigung für weiterführende Schulen wie Fachhochschulen. Er ist diesbezüglich gleichwertig einem Abschluss an einer Wirtschaftsschule oder an einer Realschule.
Um den Mittleren Schulabschluss an einer Mittelschule zu erreichen, gibt es verschiedene Optionen. Die häufigste Variante ist die bestandene Prüfung nach Besuch des M-Zuges (Mittlere-Reife-Zug), der an vielen Mittelschulen angeboten wird. Der M-Zug beginnt in der siebten Klasse und wird nach der zehnten Klasse beendet. Mit entsprechenden Leistungen können Schüler auch später in den M-Zug einsteigen. Auch leistungsstarke Schüler, die eine Regelklasse besucht und den Qualifizierenden Abschluss nach der neunten Klasse erreicht haben, haben an manchen Schulen die Möglichkeit durch den Besuch einer zweijährigen Vorbereitungsklasse (V-Klasse, Klassenstufen zehn und elf) den Mittleren Schulabschluss zu erreichen.
Qualifizierter Beruflicher Abschluss (Quabi) – Nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung können Schüler, die bereits den Quali erreicht hatten, den „Qualifizierten Beruflichen Bildungsabschluss“ (Quabi) erlangen und auch damit den Mittleren Schulabschluss erreichen. Ein Nachweis ausreichender Englischkenntnisse und des geforderten Notendurchschnitt ist dabei notwendig. Details zum Quabi finden sich auf den Seiten des Kultusministeriums Bayern. Zusätzlich kann der Mittlere Schulabschluss auch über eine Berufsschule oder eine mindestens zweijährige Berufsfachschule erteilt werden.
Mittlerer Schulabschluss
Der Mittlere Schulabschluss in Bayern ist vergleichbar zur früher verwendeten Mittleren Reife. Er ermöglicht verschiedene Zugänge zu weiterführenden Schulen und zusätzlichen Qualifikationen und ist Eingangsvoraussetzung für viele berufliche Ausbildungen und Karrieren.
Die Wege zum Mittleren Schulabschluss in Bayern sind vielfältig.
Mittelschule – Wie oben beschrieben kann an der Mittelschule auch der Mittlere Schulabschluss erreicht werden.
Realschule (und Abendrealschule) – Zum Ende der zehnten Klasse erfolgt eine zentrale vom Kultusministerium gestellte Abschlussprüfung. Die Prüfung umfasst vier Fächer, deren Zusammenstellung in Abhängigkeit zur gewählten Wahlpflichtfächergruppe steht. Mit der bestandenen Abschlussprüfung und den Noten des Abschlussjahres wird das Zeugnis zum Realschulabschluss erstellt, dass dem Mittleren Schulabschluss entspricht.
Die Prüfungsfächer in den einzelnen Wahlpflichtfächergruppen sind:
- I – Deutsch, Englisch, vertiefte Mathematik und Physik
- II – Deutsch, Englisch, Mathematik und Betriebswirtschaftslehre / Rechnungswesen
- IIIa – Deutsch, Englisch, Mathematik und Französisch
- IIIb – Deutsch, Englisch, Mathematik und Kunst oder Sozialwesen oder Werken oder Haushalt und Ernährung
Gymnasium – Ein Schüler, der am Gymnasium die Versetzung in die elfte Klasse erreicht, hat damit automatisch den Mittleren Schulabschluss erreicht. Enthält das Zeugnis der zehnten Klasse zwei mal die Note 5, ist die Versetzung in die Klasse 11 verfehlt. Ein so betroffener Schüler kann aber eine besondere Prüfung in Deutsch, Mathematik und seiner ersten Fremdsprache ablegen. Sofern diese bestanden wird, erreicht er ebenfalls den Mittleren Schulabschluss.
Wirtschaftsschule – Der Wirtschaftsschulabschluss ist gleichwertig zur Mittleren Reife und somit auch ein Mittlerer Schulabschluss.
Berufsschule und Berufsfachschule – Wer sowohl eine Berufsausbildung absolviert, mindestens einen Notendurchschnitt von 3,0 an der Berufs- bzw. Berufsfachschule erreicht hat als auch ausreichende Englischkenntnisse nachweisen kann, bekommt von der Berufsschule bzw. Berufsfachschule den Mittleren Schulabschluss zuerkannt.
Abendgymnasium, Fachschule, Europäische Schule, Bundeswehrfachschule – Zu verschiedenen Ausbildungszeitpunkten wird auch hier der Mittlere Schulabschluss zuerkannt. Näheres findet sich beim Kultusministerium Bayern.
Berufliche Weiterbildung – Einige berufliche Weiterbildungen wie IHK-Prüfungen und Meisterprüfungen werden zusätzlich auch als Mittlerer Schulabschluss gewertet. Zum Beispiel der Betriebswirt des Handwerks, der Sparkassenwirt, Fachagrarwirt oder auch Geprüfte Wirtschaftsinformatiker.
Hochschulreife
Allgemeine Hochschulreife – Die Allgemeine Hochschulreife bietet den uneingeschränkten Zugang zu jeder Art von Hochschule. Es wird als Abschluss des Gymnasiums erworben, hier Abitur genannt. Auch nach dem Besuch der 13. Klasse der FOS/BOS kann sie erworben werden. Eine weitere Möglichkeit ist es einen Meister (dazu zählt auch die Erzieherausbildung) zu machen. Auch dieser enthält die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung. Im folgenden ist diese immer unter dem Stichwort Abitur angegeben.
Fachgebundene Hochschulreife – Die Fachgebundene Hochschulreife berechtigt zum Studium an Fachhochschule und zum Studium bestimmter Fächer an Universitäten. Eine Liste der Fächer, die mit der Fachgebundenen Hochschulreife an Universitäten studiert werden können, findet sich auf der Seite des Kultusministeriums. Den Abschluss erhält man ebenfalls nach Besuch der 13. Klasse einer FOS/BOS. Unterschied zum Erwerb des Abiturs ist, dass beim Abitur Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache nachgewiesen werden müssen.
Fachhochschulreife – Die Fachhochschulreife berechtigt den Zugang zu allen Studiengängen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften bzw. Fachhochschulen. Es gilt aber grundsätzlich bei jedem Studiengang die genauen Studiengangsvoraussetzungen zu prüfen. Bei manchen Studiengängen setzen die Hochschulen auch teilweise unterschiedliche Vorbedingungen fest.
Fachgebundene Fachhochschulreife – Die Fachgebundene Fachhochschulreife berechtigt zum Studium ausgewählter Studiengänge an Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen. Man erwirbt sie teilweise zusammen mit einer Berufsausbildung.
Berufliche Bildungsabschlüsse
In der Regel werden berufliche Ausbildungen durch den Besuch der Berufsschule und den Berufsschulabschluss begleitet. Manche beruflichen Bildungsabschlüsse sind nur durch den Besuch einer der folgenden Schularten zu erwerben.
Berufsfachschule – Sie dient der Berufsvorbereitung, umfasst mindestens ein Schuljahr und steht nicht in Abhängigkeit zu einem beruflichen Ausbildungsvertrag.
Fachschule – An einer Fachschule erfolgt eine vertiefende berufliche Fortbildung oder eine Umschulung. Der Besuch folgt immer auf eine zuvor abgeschlossene Berufsausbildung und wird im Vollzeitunterricht für die Dauer von mindestens einem halben Schuljahr belegt.
Fachakademie – Eine Fachakademie baut auf eine berufliche Vorbildung und einen Mittleren Schulabschluss auf. In mindestens zwei Jahren erfolgt eine allgemeine und vertiefte berufliche Bildung, die auf eine gehobene berufliche Laufbahn vorbereitet.
Internationale Abschlüsse
International Baccalaureate (IB)
Das International Baccalaureate Diploma (IB DP) ist ein international anerkannter Schulabschluss zur allgemeinen Hochschulreife. Die IBO (International Baccalaureate Organization in Genf ist eine unabhängige Stiftung, die auch die jährlichen Final Exams ausrichtet. Ursprünglich wurde das IB für Kinder von Diplomaten eingerichtet damit diese bei häufigen Umzügen an einer internatinalen Schule möglichst nahtlos am neuen Standort anknüpfen können. Mit zunehmender Globalisierung profitieren inzwischen aber vor allem auch Kinder von Eltern, die in international ausgerichteten Wirtschaftsunternehmen tätig sind. Derzeit gibt es über 4.700 von der IBO akkreditierte IB World Schools.
Die standardisierten Abschlussprüfungen finden weltweit zeitgleich statt und werden von Prüfern die in verschiedenen Ländern angesiedelt sind ausgewertet.
Da vor allem in Deutschland der IB DP als Hauptunterrichtssprache und auch für die Prüfungen gesetzt ist wird als Eingangsvoraussetzung Englisch mit dem Niveau B2 gefordert. Von Schülern aus dem Ausland, die an eine IB World School in Deutschland gehen wollen werden meist Deutschkenntnisse auf dem Niveau A2 verlangt.
Beim IB Diplom können maximal 45 Punkte erreicht werden. 24 Punkte reichen aus um bestanden zu haben. Allerdings nehmen renommierte Hochschulen bevorzugt IB Diplomanten mit ausgezeichnetem Prüfungsergebnis auf. Schüler nutzen daher die Möglichkeit für einzelne Fächer bis zu zwei mal die Exams zu wiederholen um ihre Gesamtpunktzahl zu steigern. Dabei muss nicht die gesamte Prüfung wiederholt werden, sondern die notwendige Auswahl der Fächer.
Innerhalb des IB sind vier Programmstufen, jeweils mit Abschluss, unterschieden:
- IB Primary Years Programme (PYP) – 3 bis 12 Jahre
- IB Middle Years Programme (MYP) – 11 bis 16 Jahre
- IB Diploma Programm (DP) – 16 bis 19 Jahre
- IB Career-related Programme (CP) – 16 bis 19 Jahre
Die Fächer zum IB DP sind in Sprache A1 (Muttersprache mit starker Literaturausrichtung), Sprache A2, B oder Ab intio (meist Englisch aber auch in Spanisch oder Französisch möglich), Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik, Kunst und Wahlfächer. Für den Ausbildungsweg müssen fünf der sechs Fächergruppen abgedeckt sein. Grundsätzlich können Fächer und deren Wertung (vergleichbar zu den Leistungsfächern im deutschen Abitur) gewählt werden.